Ludwig Baumann: Die Liebe zum Leben

Bericht

30.000 Deserteure wurden in Deutschland während des 2. Weltkriegs zum Tode verurteilt. Einer von ihnen ist der Bremer Ludwig Baumann. Die Heinrich Böll-Stiftung hat den Film gefördert und richtete mit Kooperationspartner*innen die Premiere am 19. November 2023 aus.

Filmplakat mit einem Foto von einem Mann, der Fahrrad fährt.

Im Film erzählen Ludwig Baumann selbst, sowie die Unterstützerin und Freundin Ursula Prahm, der Historiker Detlef Garbe und die damalige Justizministerin Herta Däubler-Gmelin über ihre Begegnungen und den Kampf Ludwig Baumanns.
Ein versöhnlicher und mutmachender Film.

Annette Ortlieb hat als Autorin und Regisseurin ein beeindruckendes filmisches Porträt realisiert. Es gibt Einblick in die Tiefen der Nazi-Militär-Justiz, die ablehnende Haltung gegenüber Deserteuren in der Nachkriegszeit und die Langsamkeit von politischem Wandel. Ein Wandel, den es ohne Ludwig Baumann nicht gegeben hätte.

Der Film wurde von der nordmedia Niedersachsen/Bremen, dem Filmbüro Bremen, dem Senator für Kultur, der Waldemar Koch Stiftung und der Heinrich Böll Stiftung in Bremen sowie MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg als Kooperationspartner gefördert.

„Ein Deserteur jagt die Politik.“ So betitelt die ZEIT den siebzigjährigen Ludwig Baumann in den 1990er Jahren. Ein Mann, der als zum Tode verurteilter Wehrmachtsdeserteur fast ein Jahr lang Tag für Tag mit seiner Erschießung rechnen musste. Ludwig Baumann desertierte im Alter von 20 Jahren in Frankreich. In seinem Herzen überzeugt, dass er nicht töten will und dass er richtig gehandelt hat, überlebt er den Zweiten Weltkrieg.
Die Nachkriegsjahre sind voller Stigmatisierung und Ausgrenzung: Deserteure sind Abschaum. Der Alkohol soll helfen die inneren Dämonen zu bändigen. Sein Todesurteil ist immer noch in Kraft.
Eine sich bedroht fühlende Bundeswehr, Politiker die Sturm laufen gegen die Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure, die in der BRD noch fest verankerte Überzeugung, dass „damals“ schon das meiste richtig gewesen sei, mit ihnen allen nimmt es Ludwig Baumann auf. Charmant, ehrlich, streitlustig und mit allen Wassern gewaschen. Er gewinnt, auch wenn es zwanzig Jahre dauern wird.
Ludwig Baumann ficht einen uralten Kampf aus, den der Menschlichkeit gegen den Krieg. Dass es ein Menschenrecht ist, nicht töten zu müssen und sich dem verweigern zu können. Es ist der Kampf um die Wiederherstellung der Menschenwürde der dreißigtausend zum Tode verurteilten Deserteure der NS – Militärjustiz.
Der Film zeichnet ein sehr persönliches filmessayistisches Portrait Ludwig Baumanns, das auf die extremen Höhen und Tiefen dieses Lebens schaut und dadurch herausfindet, was die Quellen für solche Kraft sind. Ein Film, der uns unsere immer noch tief verankerten Vorurteile und Widerstände gegen Desertion spiegelt und sie überdenken lässt. Große Nähe zu den Protagonisten und deren Offenheit prägen die atmosphärische Stimmung des Filmes. Ein Film über einen Mann, der mit dazu beigetragen hat, dass sich die Bundesrepublik verändert.

Die Premiere fand am Sonntag, 19.11.2023 um 12.00 Uhr in der Gondel statt.

  • Grußwort von Friedhelm Schneider (EBCO Brüssel) zur Bedeutung Ludwig Baumanns auf europäischer Ebene.
  • Filmgespräch mit Annette Ortlieb und Team, sowie Protagonist:innen.
  • Moderation: Ilona Rieke

In Kooperation mit EBCO - Europäisches Büro für Kriegsdienstverweigerung Brüssel und dem Filmbüro Bremen e.V.