Von Weltraumbergbau bis Weltraumschrott - sollten wir das All wirtschaftlich nutzen? Und (wie) geht das nachhaltig? Wir haben mit Dr. Hendrik Fischer vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gesprochen.
Der Rohstoffwert allein des Asteroiden Amun wird auf 20 Mrd. US-Dollar geschätzt. In Erdnähe befinden sich etwa 17.000 Asteroiden, die für den Weltraumbergbau in Zukunft erreichbar sein können: kohlenstoffhaltige C-Asteroide, steinige S-Asteroide und die metallischen M-Asteroide mit Platin, Eisen, Nickel oder Kobalt.
Weltraumbergbau, der in den USA bereits als wissenschaftliche Ausbildung studiert werden kann, ist nur einer von vielen ökonomischen Nutzungsmöglichkeiten des Alls, das zunehmend als kommerzieller Raum begriffen wird. Weltraumtourismus, das Geschäft mit Satellitenstarts, Mega-Satellitenkonstellationen à la Elon Musk für eine weltumspannende Internetversorgung u.v.m. sind schon jetzt ein schnell wachsender Markt. Die Spacebranche boomt, mittlerweile kommen dabei auch Mittelständler und Start-ups zum Zug. Was davon ist utopisch, was schon längst Realität? Darum ging es im Gespräch mit Dr. Hendrik Fischer vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Das Weltall als Wirtschaftsraum - Heinrich Böll-Stiftung Bremen
Direkt auf YouTube ansehenJe mehr Akteur:innen mit ihren Anwendungen im All aktiv sind, desto größer wird das Gefahrenpotenzial. Es drohen Kollisionen mit Weltraum-Müll, der bereits jetzt mit einer Million Objekten einen Schrott-Gürtel um die Erde legt, zudem Cyber-Angriffe auf kritische Raumfahrtsysteme. Gefahrenpotenziale und Regelungsbedarfe liegen auf der Hand.
Nach dem Willen der EU soll ihr Green Deal auch fürs All gelten, doch bislang gibt es nur einen schwachen nationalen und internationalen Ordnungsrahmen für Raumfahrtaktivitäten - teilweise spiegelt er noch die Situation zu Beginn des Raumfahrtzeitalters. Der Ampel-Koalitionsvertrag zählt die Raumfahrt nun zu den „zentralen Zukunftstechnologien“, auch in Bezug auf ein satellitengestütztes Klima- und Umweltmonitoring. Wie also sieht eine „grüne Raumfahrt“ aus, welche Chancen stehen der mehr als miserablen CO2-Bilanz eines Raketenstarts gegenüber?
In unserer gemeinsam mit dem Theater Bremen veranstalteten OIKOS-Reihe zu nachhaltigen Wirtschaftsformen verweisen wir stets auf die planetaren Grenzen des ökonomischen Wachstums. Diesmal ging der Blick über eben diese Grenzen hinaus, um über Perspektiven und Gefahrenpotenziale in unserer interstellaren Umwelt zu sprechen. Müsste einem Wettlauf um die Ausbeutung auch des Weltalls möglichst rasch ein Riegel vorgeschoben werden, oder kommen wir um dessen auch ökonomische Nutzung perspektivisch gar nicht mehr herum? Kann es grundsätzlich sinnvoll sein, durch den Griff nach den Sternen die menschengemachten Probleme der Erde lösen zu wollen? Solche Fragen sind keineswegs uto- oder dystopisch, sondern sollten Teil einer öffentlichen Debatte sein.
Wir sprachen am 24. Mai 2022 online mit dem Wirtschaftswissenschaftler Dr. Hendrik Fischer, Vize-Leiter der Strategieabteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Alle Informationen und Veranstaltungs-Mitschnitte unserer Reihe OIKOS in Kooperation mit dem Theater Bremen sind hier zu finden: OIKOS. Welt & Wirtschaft.