Gespräch im Bunker Valentin über die Schicksale tschechischer Zwangsarbeiter*innen und die Frage, wie diese Leerstelle im Bremer Geschichtsbild gefüllt werden kann.
„Einmal habe ich ein Brot unter dem Wagen versteckt. Man hat mich erwischt. Mir wurden die Hände mit Draht verbunden, ich wurde an den Gelenken eine Stunde aufgehängt. Meine Füße waren wenige Zentimeter über dem Boden. Das war die Strafe. Als ich wieder frei war, konnte ich meine Arme und Hände nicht mehr aufrichten. Zwei Tage konnte ich sie nicht bewegen.“
So erinnert sich Miroslav Tamchyna an eine Bestrafung während seiner Zwangsarbeit in Bremen. Miroslav Tamchyna ist einer der wenigen tschechischen und slowakischen Zwangsarbeiter:innen, deren Namen und Geschichte bekannt sind. Noch immer bestehen bei der Erforschung der nationalsozialistischen Verbrechen in Bremen, insbesondere der Zwangsarbeit, große Lücken, so auch in Bezug auf die Biographien der tschechoslowakischen Zwangsarbeiter:innen.
Im Werkstattgespräch mit den Historikerinnen Ksenja Holzmann, Marieke Wist und Dr. Šárka Jarská, die sich bei der Organisation Živá paměť („Lebendige Erinnerung“) engagiert, geht es um deren Schicksale und um die Frage, wie diese Leerstelle im Bremer Geschichtsbild gefüllt werden kann.
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Podcast: Werkstattgespräch am Denkort Bunker Valentin - Denkort Bunker Valentin
Direkt auf YouTube ansehenAuf der Baustelle des Bunker Valentin waren deportierte Tschech:innen unter den ersten, die zur Arbeit gezwungen wurden. Nachts waren sie u.a. im Lager der Baufirma Gottlieb Tesch eingesperrt, zusammen mit Menschen aus Polen, Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Auch in Lagern im Bremer Stadtgebiet (etwa im Gröpelinger Schützenhof) finden sich Spuren tschechischer Zwangsarbeiter:innen. In Tschechien selbst leben heute noch etwa 1.000 Menschen, die von den deutschen Besatzern verfolgt und verschleppt worden waren.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen, dem Bremer Bündnis für deutsch-tschechische Zusammenarbeit e.V. und der Rosa-Luxemburg-Initiative statt. Die Moderation übernahm Klaas Anders vom DFG-Graduiertenkolleg „Contradiction Studies“ der Universität Bremen.