Angeworben – angekommen?! Teil 1

Audio

Es sind zwei knappe Seiten, die es in sich haben: Vor 60 Jahren unterzeichneten Bonn und Ankara ein Abkommen, dessen Langzeitwirkungen niemand vorhersah: das sog. „Anwerbeabkommen“ für türkische Arbeitskräfte. Das kurze Dokument hatte und hat große Auswirkungen auf Familien, Biographien und die Gesellschaften beider Länder.

Lesedauer: 2 Minuten
Ein Bild von mehreren Koffern in einer Flughafen-Halle, darauf steht "Angeworben - angekommen!?"

Die deutsche Wirtschaft wollte günstige Arbeitskräfte - die zuvor bereits mit Italien, Griechenland und Spanien geschlossenen „Gastarbeiter“-Abkommen konnten den Bedarf bei weitem nicht decken. Zudem sollte einem ganzen Bündel unterschiedlichster Faktoren entgegen gewirkt werden, die die in der BRD zur Verfügung stehende Arbeitskraft spürbar reduzierten: die Einführung von Wehrpflicht und 40 Stunden-Woche, die Senkung des Renteneintrittalters und die Abriegelung der DDR durch den Mauerbau. Was beim Anwerbekalkül jedoch grundlegend übersehen wurde, formulierte Max Frisch bereits 1965: „Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen.“

Dieser externe Inhalt erfordert Ihre Zustimmung. Bitte beachten Sie unsere Datenschutzerklärung.

video-thumbnail Open external content on original site

 

Am Theater Bremen laufen nun wieder zwei Stücke, die sich der Thematik künstlerisch nähern: Open Air auf dem Theaterberg ist der Sezen Aksu-Liederabend „Istanbul“ zu sehen und sogar indoor, im Kleinen Haus, kann jetzt Akın Emanuel Şipals „Mutter Vater Land“ gespielt werden. Die Bremer Böll-Stiftung veranstaltet daher mit dem Theater kurzfristig zwei Diskussionsabende, um über türkisch-deutsche Arbeitsbiographien, Identitäten, Familiengeschichten und die sogenannte „Integrationspolitik“ zu sprechen. Unter dem Titel „Angeworben – angekommen?!“ fand die erste am Sonntag (20. Juni) um 21 Uhr im Kleinen Haus (im Anschluss an die Vorstellung von „Mutter Vater Land“) statt. Die zweite Diskussion ist am 2. November um 18 Uhr im Kleinen Haus  des Theaters zu sehen und zu hören. Der Eintritt  ist frei und ohne Anmeldung möglich. Tickets für die vorhergehende Vorführung sind über die Theaterkasse erhältlich. Zur Corona-Nachverfolgung werden die individuellen Besucherdaten erhoben.

Auf dem Podium am Sonntag, den 20. Juni 2021 saßen der Filmemacher Orhan Calışır, die Regisseurin Eren Önsöz sowie Hausautor Akın Emanuel Şipal.