Eröffnung, Vortrag von Generalstaatsanwalt Marco De Paolis und Empfang im Festsaal vom 03. Dezember 2024.
Die deutsche Besatzung in Italien dauerte vom Sommer 1943 bis zum Frühjahr 1945. In diesen zwei Jahren verübten Wehrmacht und SS zahlreiche Verbrechen an der Zivilbevölkerung. Die bekanntesten sind die in den Adriatischen Höhlen, in Sant’Anna di Stazzema und in Marzabotto. Marzabotto, wo mehr als 700 Menschen ermordet wurden, ist seit Beginn der 1990er Jahre mit Bremen-Vegesack per Freundschaftsvertrag verbunden.
In seinem Vortrag berichtete Marco De Paolis von den großen Schwierigkeiten bei der juristischen Verfolgung der Verbrechen. Die Ermittlungsakten wurden 1960 von der Militärstaatsanwaltschaft in Rom „archiviert“, in dem sie in einem zur Wand gedrehten Schrank verschwanden. Erst 1994 wurde dieser „Schrank der Schande“ – per Zufall – wieder entdeckt. Auf Grundlage der dort gelagerten Akten strengte De Paolis, damals zuständig für die in Emilia-Romagna, Ligurien, Marken und Toskana begannen Verbrechen, 515 Ermittlungen an. Er führte 17 Prozesse, 57 Angeklagte wurden in erster Instanz zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch Deutschland lieferte keinen der in Italien verurteilten Täter aus.
Im Interview mit »La Repubblica« betont De Paolis, dass die Verurteilungen dennoch einen „soliden Schutzschild“ gegen die lange praktizierte Leugnung der Verbrechen darstellen. Heute ist Marco De Paolis Generalstaatsanwalt am Militärberufungsgericht in Rom. 2021 erhielt er vom deutschen Bundespräsidenten das Große Verdienstkreuz mit Stern.
Die Veranstaltung wurde eröffnet von Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte und dem Bremer Honorarkonsul der Republik Italien, Marco Fuchs. Im Anschluss fand ein Empfang im Festsaal statt.
Eine Kooperation der Senatskanzlei, dem italienischen Honorarkonsulat, der Deutsch-Italienischen-Gesellschaft Bremen, Erinnern für die Zukunft und „Solidarität leben“ mit der Heinrich Böll-Stiftung Bremen.
Dauer der gesamten Veranstaltung war ca. 75-90 Minuten