Filmreihe: Desaparecidos

Veranstaltungsbericht

Vier Filme über gewaltsames Verschwindenlassen in Kolumbien und Mexiko - Die Filmreihe mit begleitenden Gesprächen wurde kuratiert von Anastasia Parinow und basiert auf ihrer Masterarbeit „Desaparecidos – Geisterhafte Ästhetiken im zeitgenössischen kolumbianischen und mexikanischen Film“, mit der sie ihr Studium an der Universität Bremen abschloss.

Lesedauer: 3 Minuten
Filmstill aus dem Film "Sin señas particulares", es ist eine Frau zu sehen, die halb versteckt aus dem Fenster schaut.

Das gewaltsame Verschwindenlassen ist eine staatsterroristische Praxis, um den Widerstand der Bevölkerung zu brechen, sie zu spalten und ihre Arbeitskraft und natürliche Ressourcen auszubeuten. Durch den bewaffneten Konflikt in Kolumbien und den Drogenkrieg in Mexiko sind die beiden Länder mit insgesamt über 200.000 desaparecidos lateinamerikaweit am stärksten betroffen. Um sich der Verantwortung für das Vebrechen zu entziehen, kooperiert der Staat mit scheinbar unabhängigen Organisationen wie kriminellen Gruppen, Drogenkartellen oder Paramilitärs, die das gewaltsame Verschwindenlassen ausführen. Da die Aufklärung und Verhinderung der Verbrechen staatlich blockiert werden, sind Opfer und Angehörige auf sich selbst gestellt. 

"I Saw Three Black Lights" (Yo Vi Tres Luces Negras) | Clip | Berlinale 2024 - Berlinale - Berlin International Film Festival

video-thumbnail Direkt auf YouTube ansehen

Das Verbrechen, bei dem Menschen entführt und ermordet, gefangen gehalten oder zur Zwangsarbeit genötigt werden, zeichnet sich durch Abwesenheit von Information und Imagination aus und hinterlässt bei den Hinterbliebenen eine schmerzhafte Leerstelle. Daran setzt das Medium Film als Gegenerinnerung an und nimmt eine zentrale Rolle in der Erinnerungspolitik ein, indem es auf eine künstlerische und emotionale Weise die dahinterliegenden Mechanismen erforscht und der offiziellen Geschichtsschreibung marginalisierte Stimmen der Betroffenen entgegensetzt.

Ziel der Filmreihe „Desaparecidos“ war es, besonders die Perspektive der Angehörigen aufzeigen. Während der Film "Tantas almas" (Valley of souls) und "Yo vi tres luces negras" (I Saw Three Black Lights) von kolumbianischen Vätern und ihren Möglichkeiten des Erinnerns und Bestattens erzählen, zeichnen "La civil" und "Sin señas particulares" (Identifying features) die unermüdliche Spurensuche mexikanischer Mütter nach. Die Filme handeln von Gewalt und Trauma, aber auch von Solidarität und Widerstand. (Text: Anastasia Parinow)

Die Filmreihe mit begleitenden Gesprächen wurde kuratiert von Anastasia Parinow und basiert auf ihrer Masterarbeit „Desaparecidos – Geisterhafte Ästhetiken im zeitgenössischen kolumbianischen und mexikanischen Film“, mit der sie ihr Studium an der Universität Bremen abschloss.

In Kooperation mit dem Instituto Cervantes und der Universität Bremen.
Gefördert durch Rosa-Luxemburg-Stiftung und Baumeister-Stiftung für Chancengleichheit und den Freundinnen und Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung.

Das Programm:

Valley of souls -Tantas almas: Mo. 11.11.24 / 18:00 mit Wolfgang Fuhrmann, Filmwissenschaftler
La civil: Mo. 2.12.24 / 18:00 mit Gast
I Saw Three Black Lights  - Yo vi tres luces negras: Mo. 13.1.25 / 18:00 mit Gast
Identifying features  - Sin señas particulares: Mo. 10.2.25 / 18:00 mit Vania Pigeonutt, Journalistin

Hier geht es zum Flyer der Filmreihe