Film und Gespräch mit Sibel Yiğitalp am 17.3.2024 über die türkischen Kommunalwahlen und die Geschichte von drei türkischen und kurdischen Politikerinnen, die im Zuge der Repressionswelle in der Türkei verhaftet wurde.
Nach dem knappen Stichwahl-Sieg von Recep Tayyip Erdoğan im Mai 2023 stand die türkische Opposition unter Schock: Viele, auch außerhalb der Türkei, hatten auf einen Machtwechsel gehofft und gesetzt. Und noch in der Nacht seines Sieges hatte Präsident Erdoğan sein nächstes Ziel ausgegeben: Istanbul zurückerobern. Denn die türkische Metropole war 2019 an seinen Herausforderer Ekrem İmamoğlu von der CHP gefallen. Ebenso musste Erdoğans AKP die Rathäuser in Städten wie Ankara und Antalya abgeben.
Den türkischen Kommunalwahlen kommt anschließend eine viel größere Bedeutung zukommt als lediglich die Entscheidung über Stadträte, Provinzräte und Bürgermeister:innen: Am 31. März 2024 entschied sich, ob die Opposition weiter in die Hoffnungslosigkeit rutscht, oder ob die Re-Demokratisierung der Türkei neuen Rückenwind erfährt.
Vor diesem Hintergrund zeigten wir am 17. März um 18 Uhr im Kukoon den Film „Tearing Walls Down“, der exemplarisch die Geschichte von drei türkischen und kurdischen Politikerinnen dokumentiert: ihre Lebenswege, ihren Aktivismus, ihre Erfolge und ihre Verhaftung. Aysel Tuğluk, Figen Yüksekdağ und Gülten Kışanak wurden im Zuge der 2016 beginnenden Repressionswelle inhaftiert.
Sibel Yiğitalp, Abgeordnete der türkischen Nationalversammlung, konnte ihrer Verhaftung durch die Flucht ins Ausland entgehen. Im Kukoon berichtete sie, im Anschluss an den Film, von ihren Erfahrungen mit der Unterdrückung der Opposition und dem Kampf um die Freilassung ihrer Mitstreiterinnen.
Der Film “TEARING WALLS DOWN” (Yıkılacak Duvarlar) von Serif Çiçek und Hebun Polat wurde in der türkischen Fassung mit deutschen Untertiteln gezeigt, das anschließende Gespräch auf Deutsch und Türkisch geführt.