Die Heinrich-Böll-Stiftungen (Bundessstiftung und Landesstiftung Bremen) haben sich aus der für Freitag, den 15. Dezember, in Bremen geplanten Veranstaltung zur Verleihung des,Hannah-Arendt-Preises an Masha Gessen im Einvernehmen mit dem Bremer Senat zurück gezogen.
Aufgrund zahlreicher widersprüchlicher und z.T. auch wahrheitswidriger Aussagen zur Absage des Festaktes für Masha Gessen im Bremer Rathaus sieht sich die Heinrich Böll-Stiftung Bremen zu den nachstehenden Klarstellungen veranlasst.
(1) Die Heinrich Böll-Stiftung Bremen gehört zusammen mit dem Bremer Senat und der Böll-Bundesstiftung zu den Stifter:innen des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken. Die Absage des Festaktes für Masha Gessen war eine gemeinsame Entscheidung aller drei preisstiftenden Institutionen. Der Hannah Arendt Verein für politisches Denken, der die Jury nominiert, hält hingegen an der Preisverleihung fest.
(2) Der Festakt im Rathaus wurde abgesagt, weil wir Gessens Vergleich des Gaza-Krieges mit der Liquidierung eines Ghettos in der NS-Zeit für untragbar und indiskutabel halten – erst Recht im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung. Leider hat der Hannah Arendt-Verein seit dem Erscheinen von Gessens Artikel im New Yorker die Kommunikaton mit uns verweigert. So war auch keine Verständigung über eine mögliche Modifizierung des Festaktes zu Gunsten eines faktisch kontroversen Formats möglich.
(3) Gleichwohl suchen wir als Böll-Stiftungen weiterhin die kontroverse Debatte mit Masha Gessen und haben Masha Gessen dazu auch bereits eingeladen. Die Veranstaltung mit Gessen fand am 18. Dezember 2023, um 18 Uhr in der Heinrich-Böll-Stiftung (Bundesstiftung) in Berlin statt. Sie können hier den Mitschnitt anschauen.
Zum Hintergrund:
Mit dem Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken werden seit 1995 Personen geehrt, die nach Auffassung einer international besetzten Jury in der Tradition der politischen Theoretikerin Hannah Arendt zu öffentlichem politischen Denken und Handeln beitragen. Dass die Absage der Preisveranstaltung zugunsten einer kontroversen Debatte dem Geist Hannah Arendts widerspräche, wie aktuell vielfach behauptet, bezweifeln wir ausdrücklich und verweisen dazu beispielhaft auf die Ausführungen des Arendt-Biografen und Arendt-Herausgebers Thomas Meyer von der LMU München.