Ein Jahr nach Beginn der Proteste in Iran haben wir gefragt: Wo steht die Bewegung heute, wo steht der Iran als Gesellschaft? Welche Rolle spielen dabei vergangene Proteste und die iranische Geschichte vor der Revolution 1979?
Mitte September 2023 jährte sich der gewaltsame Tod von Jina Mahsa Amini, der im Iran eine revolutionäre Protestbewegung ausgelöst hat. Weltweit wurde der Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ (Jin, Jiyan, Azadî) aufgegriffen, um die Demonstrierenden in ihrem Kampf zu unterstützen. Die Proteste richten sich gegen staatliche Repression und Willkür, gegen die Unterdrückung von Frauen und Minderheiten sowie gegen weitere Grundpfeiler des islamistischen Regimes.
Ein Jahr nach Beginn der Proteste in Iran haben wir gefragt: Wo steht die Bewegung heute, wo steht der Iran als Gesellschaft? Welche Rolle spielen dabei vergangene Proteste, Säkularisierungsprozesse und die iranische Geschichte vor der Revolution 1979? Was hat der ungelöste Nuklearkonflikt zu tun mit den Reaktionen westlicher Politik auf die Protestbewegung? Was können wir in Bremen tun, um die Protestbewegung vor Ort und im Iran zu unterstützen? Darüber sprachen Dr. Ali Fathollah-Nejad, Dr. Meir Javedanfar und Dr. Parisa Fathi.
Die Referent*innen:
Dr. Ali Fathollah-Nejad ist Gründer und Direktor des Center for Middle East and Global Order (CMEG). Er arbeitet zum Iran, dem Nahen/Mittleren Osten, westlicher Außenpolitik und post-unipolarer Weltordnung. Zuletzt erschien von ihm das Chaillot Paper The Islamic Republic in Existential Crisis: The Need for a Paradigm Shift in the EU's Iran Policy (EUISS, 2023). Fathollah-Nejad ist außerdem Autor des viel gepriesenen Buches Iran in an Emerging New World Order: From Ahmadinejad to Rouhani (2021) sowie der Studie The Islamic Republic of Iran Four Decades On: The 2017/18 Protests Amid a Triple Crisis (Brookings, 2020), wo er bereits vom Beginn eines langfristigen revolutionären Prozesses in Iran sprach. Promotion an der School of Oriental and African Studies, University of London, Post-Doc an der Harvard Kennedy School.
Dr. Meir Javedanfar ist iranisch-israelischer Autor, Kommentator und Lehrbeauftragter an der Reichman University in Herzliya, Israel. Er ist Ko-Autor der Ahmadinejad-Biographie „The Nuclear Sphinx of Tehran“, die in vier Sprachen erschienen ist. Javedanfar veröffentlicht u.a. in Foreign Affairs, Al-Monitor, The Diplomat, The Guardian. Promotion zu sicherheitspolitischen Entscheidungen Mohammed Reza Shahs angesichts der Bedrohungen durch den Irak und die Sowjetunion.
Dr. Parisa Fathi wurde 1967 im Iran geboren und kam 1988 nach Deutschland, um hier Medizin zu studieren. Sie arbeitet als niedergelassene Augenärztin in Bremen und ist eine der Mitbegründer:innen der Initiative „Bremen for Iran“, die sich seit der Ermordung von Jina Mahsa Amini für die Freiheitsbewegung im Iran und ihre Bedeutung für unsere demokratische Gesellschaftsordnung engagiert. Die Gruppe organisiert seit September 2022 eine Vielzahl von Kundgebungen, Demonstrationen, kulturelle Veranstaltungen, Diskussionen und sonstige Aktionen zu diesem Thema.
Eine Kooperationsveranstaltung von Heinrich-Böll-Stiftung Bremen, Europa-Union Bremen, Deutsch-Israelische Gesellschaft Bremen / Unterweser e.V., Bremen for Iran und dem Theater am Goetheplatz Bremen.