Warum geht es diesmal um das Wohnen?

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Wohnraum wird zur immer knapperen Ressource. Wie und wo mensch wohnt, ist nicht nur für die eigene Lebensqualität entscheidend, sondern prägt auch das gesellschaftliche Miteinander: Stetig steigende Mietpreise verstärken die soziale Trennung und das Auseinanderdriften der Quartiere.

 

Veranstaltungsbild für das Stadtentwicklungscamp am 25. und 26. August

Das zweite StadtentwicklungsCamp der Heinrich Böll-Stiftung Bremen fokussiert sich daher auf das Thema Wohnen – sowohl in Hinblick auf die eigene vier Wände als auch in Bezug auf das Zusammenleben im öffentlichen Raum. Sowohl beim privaten Wohnen als auch beim Bewohnen des Quartiers geht es um Verteilungsfragen: Wie viel Fläche steht wem (und in welcher Qualität) zur Verfügung?

Das gilt für den Aushandlungsprozess zwischen Aufsitzparken vs. Mobilitätsfreiheit auf dem Gehweg ebenso wie für den privaten Raum. Seit Jahrzehnten steigt der Wohnraumverbrauch pro Kopf, der theoretische Mittelwert liegt in Deutschland mittlerweile bei 47,4 Quadratmetern pro Einwohner:in. Von der Lebensrealität sehr vieler ist diese Zahl weit entfernt.

Die Statistik zeigt also: Bloßes Wachstum im Wohnungsbau wird das Verteilungsproblem nicht lösen. Zudem werden die ökologischen Grenzen immer enger: Der Flächenfraß im Grünen und an den Rändern der Stadt, aber auch die Möglichkeiten einer Binnenverdichtung der Städte sind endlich – zumal die klimatischen Rupturen mehr Grün, Wasser und Entsiegelung im urbanen Raum erfordern.

Wie kann eine sozialpolitisch nachhaltige Wohnraumpolitik also aussehen? Das wollen wir mit Input von Veronika Iwanowski aus Wien diskutieren. Der dortige, schon seit Jahrzehnten betriebene „Gemeindebau“ wurde jetzt sogar von der New York Times als weltweit vorbildlich wahrgenommen.

Ebenso wichtig ist eine aktive Wohnraumpolitik „von unten“. Zu diesem Thema haben wir Moritz Holtappels eingeladen, der das Modell des Mietshäuser-Syndikats vorstellt – das noch viel zu wenig verbreitet ist. Weitere Initiativen und Ideen wollen wir am zweiten Tag im Rahmen eines BarCamps vorstellen und entwickeln.

Gespannt sind wir auf die diversen Dimensionen von Wohnen, die bei unserem thematischen Poetry-Slam aufploppen werden! Denn der Bedeutungsrahmen ist weit gespannt: Wohnen in den eigenen vier Wänden ist eine ausgeprägt private Angelegenheit, deren Rahmenbedingungen aber politisch intensiv gesteuert werden müssen. Und das Bewohnen der Stadt im Sinne eines kollektiven Lebensraums benötigt Gemeinschaftsräume und Gemeinschaftsflächen, die ebenfalls politisch verhandelt werden müssen.

Zum Abschluss des Camps ist mit Özlem Ünsal daher Bremens neue Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung eingeladen – die ihrerseits ggf. Gelegenheit hat, die Stadt aus Sicht von Quartiers-Initiativen kennen zu lernen. Wir freuen uns auf Euer Interesse und eine aktive Teilnahme!