NDRS #9: Karl Banghard

Reihe

Der Direktor des Archäologischen Freiluftmuseums Oerlinghausen Karl Banghard verdeutlicht in seinem Vortrag, wie die neue Rechte völkische Ideen weiterspinnt und lebendig macht.

Britischer Zebrastreifen mit dem Schriftzug "look right"

Nazis mögen Urgeschichte. Das hat tiefe ideologische und psychologische Wurzeln und ermöglicht fintenreiche Werbefeldzüge in die Mitte der Gesellschaft. Denn wer weiß schon, was am Germanenspaß oder inmitten des bunten Treibens auf Mittelaltermärkten problematisch sein könnte? In unserer Reihe „Nach den Rechten sehen“ (NDRS) kommt Karl Banghard nach Bremen: Der Direktor des Archäologischen Freiluftmuseums Oerlinghausen ist seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema befasst. Angesichts der spezifischen Thematik kooperieren wir in diesem Fall mit zwei Fachvereinigungen: dem „Freundeskreis der Antike zu Bremen e.V.“ und der Bremer Gesellschaft für Vorgeschichte.

Das Hauptmotiv für den extrem rechten Hang zur Urzeit ist ein zentral weltanschauliches: Kernbegriffe wie „Volk“ und „Nation“ lassen sich als – behauptete – naturgesetzliche Konstanten am besten durch eine Erzählung vermitteln, die möglichst weit in die Geschichte zurückreicht. Der Verweis auf enorme Zeitspannen verheißt „ewige Wahrheiten“. Jedwede bedeutende Referenzliteratur für die extreme Rechte, analysiert Banghard, beinhalte daher einen ausgiebigen vorgeschichtlichen Exkurs – von Oswald Spenglers „Untergang des Abendlandes“ (1918-22) über Alfred Rosenbergs „Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts“ (1930) bis zu Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ (2010).

Zudem bieten die Ur- und Frühgeschichte ein reiches Reservoir gesellschaftlicher Alternativen zur verachteten Moderne. Die immensen Wissenslücken machen das Bild der Vorgeschichte besonders formbar, mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der Manipulation. Viele vorgeschichtliche Erinnerungsorte erhielten ihre Aura im Nationalsozialismus. So lässt sich Germanengedenken mit – notfalls auch verhehlbarer ­– NS-Glorifizierung verbinden.

Banghards Vortrag wird verdeutlichen, wie die neue Rechte völkische Ideen weiterspinnt und lebendig macht. Besonders unter die Lupe genommen wird dabei das immer populärer werdende Phänomen der Living History.